Per App Wissen und Ortskenntnisse vermitteln
On-Boarding leicht gemacht

v.l. Thorsten David (Fraport AG), Frank Siepmann (eLearning Journal) und Benedikt Heiß (Actionbound)

Flughäfen – Gäste aus aller Welt kommen hier an oder brechen in die Ferne auf. Die Fläche, auf der sich Check-In und Verkauf abspielt, ist um ein Vielfaches größer als an Bahnhöfen oder großen Bus-Terminals. Beim Personal ist eine gute Ortskenntnis und ein an das interkulturelle Publikum angepasster Kundenservice gefragt, damit es zu einem reibungslosen Ablauf und einem angenehmen Erlebnis für die Reisenden kommen kann.

Die Flughafenbetreibergesellschaft Fraport gibt über 20.000 Beschäftigten Arbeit. Immer wieder hat sie mit Neulingen zu tun, sei es im Praktikum, der Ausbildung, aber auch im Bodenverkehr, an den Terminals oder im Verkauf, die sie frühzeitig für das eigene Unternehmen begeistern und für ihre Tätigkeiten vorbereiten möchte. Das bringt auch einen hohen Orientierungsbedarf mit sich. Die Berufseinsteiger sind jedoch mit klassischem e-Learning nur erschwert zu erreichen, da sie meist nicht über einen eigenen PC-Arbeitsplatz verfügen. Die Lösung für Fraport? – ein e-Learning per App anzubieten, welches auf die zukünftige Tätigkeit vorbereitet und gleichzeitig Spaß und Neugierde am neuen Unternehmen weckt. Für die Umsetzung hat sich Fraport als Projektpartner den Plattform-Anbieter Actionbound aus Berlin an Bord geholt. Dieser bietet eine smarte App, mit der sich Lernrallyes nach dem Prinzip der “Schnitzeljagd” gestalten lassen.

Lernbedarfe

Neue Beschäftigte des Fraport Konzerns müssen neben den Örtlichkeiten des Flughafens auch sicher mit den Serviceangeboten umgehen und diese kommunizieren. Außerdem werden gewisse Abläufe wie beim Gepäckdienst oder der Kundenservice auf Basis von interkulturellem Wissen trainiert. Die Beschäftigten sollen Berührungsängste gegenüber Kollegen abbauen und zu einem selbstständigen Lerninteresse am Arbeitsplatz inspiriert werden. E-Learning hat bei Fraport einen hohen Stellenwert. So setzt das Unternehmen mit über 20.000 Beschäftigten auf das Lernmanagementsystem (LMS) Course Manager, die Autorensoftware Lectora und die Seminarverwaltung von SAP ein. Mit dem neuen Projekt können vor allem Beschäftigte ohne festen PC-Arbeitsplatz spielerisch mit Wissensinhalten geschult werden. Wahlweise können die Beschäftigten das eigene Smartphone nutzen, womit der „bring your own device“-Ansatz verfolgt wird, oder speziell zur Verfügung stehende mobile Endgeräte im Fachbereich ausleihen. Beides stellt für den Arbeitgeber wie den Arbeitnehmer einen sehr geringen Aufwand dar, um Wissen zu vermitteln.

Projektverlauf

Fraport wünschte sich ein Schulungs-und Trainingstool, das sich einfach in die bereits bestehenden Lernmittel und Schulungsprogramme einfügt und für die Lernenden wie für die Trainings-entwickler leicht zu bedienen ist. Spaß und soziale Interaktion sollten im Vordergrund stehen und die Lernenden aktiv in die Einheiten miteinbeziehen. Hintergrund des gewählten spielerischen Lernansatzes ist die psychologische Grunderkenntnis, dass Inhalte besser behalten werden können, wenn sie mit einer (positiven) Emotion verbunden sind. Für das Projekt sollte gemäß der erstellten Leitlinien bewusst keine neue Software entwickelt oder Hardware angeschafft werden. Actionbound erwies sich schnell als der ideale Projektpartner, da die Anwendung alle erforderlichen Voraussetzungen erfüllte und zudem eine große Bandbreite an spielerischen Elementen und Möglichkeiten bietet. Die Stakeholder bei Fraport haben zunächst selbst zielgruppenspezifische Prototypen der Lernrallyes gespielt. Die Akzeptanz des neuen Mediums war so groß, dass die meisten Teilnehmer direkt in die Erstellung eigener Rallyes mit Actionbound einsteigen wollten und Autoren-Accounts zum Erstellen eigener Inhalte beantragt haben. Das Management konnte auf der Führungskräfte-Konferenz in einer Lernreise zur internen „Messe der Innovationen“ frühzeitig eigene Erfahrungen mit der App machen. Der Betriebsrat war ebenfalls früh eingebunden und gab nach seiner Prüfung die Genehmigung zur Verwendung des Tools. Es wurde ein Kodex für Autoren verabschiedet, welche rechtlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen bei der Erstellung von Rallyes einzuhalten sind. Weiter wurden Nutzungsbedingungen definiert, die zu Beginn durch die Lernenden im Tool bestätigt werden müssen. Hierin wird beispielsweise auf die Beachtung des Datenschutzes und das Recht am eigenen Bild hingewiesen. Damit soll durch alle Abteilungen und Konzerntöchter hinweg eine sinnige und rechtskonforme Verwendung auch für die Zukunft sichergestellt werden.

Projektergebnis

Die entwickelten Inhalte weisen eine einfache Sprache auf und greifen immer wieder auf medialen Content zurück. Die Actionbound-Plattform wird mittlerweile in mehreren Ausbildungsbereichen erfolgreich eingesetzt. Im Gegensatz zur klassischen Schulung erfolgt das Lernen nun über eine Rallye, einen sogenannten „Bound”. Verschiedene Elemente wie Quizfragen, Rätsel und kreative Foto- oder Video-Aufgaben helfen den Lernenden, in die Rallye miteinbezogen zu werden. Sie sind somit nicht nur Konsument, sondern aktiver Teil der Wissensvermittlung. Sie bewegen sich dabei physisch über das Gelände, lösen verschiedenste Aufgabenstellungen und sammeln dabei Punkte. Der Lernende wird zum Spieler und das Lernen zum Erlebnis. Mit den Aufgaben werden Kreativität und logisches Denken angesprochen, aber auch die Kommunikation mit den Mitspielern und anderen Beschäftigten gefördert. Die Teilnehmer sollen sich per App nicht abgefragt, sondern eingebunden fühlen. Die Bewertungen der Spieler liegen durchweg im Bereich von vier bis fünf Sternen. Fraport nimmt seit Einführung der App eine höhere Motivation der Beschäftigten wahr, sich mit den erforderlichen Lerninhalten auseinanderzusetzen. Ob damit aber auch der tägliche Arbeitsalltag eindeutig verbessert werden kann, soll weiter beobachtet werden. Bereits jetzt wird diese Art des Lernens durch die Beschäftigten als innovativ wahrgenommen. In Zukunft möchte Fraport die Nutzung von Actionbound bei Konzerntöchtern und Systempartnern ausweiten.

Fazit

Mit den Lernrallyes hat Fraport eine einfache Lösung gefunden, spielerisch Wissen zu vermitteln. „Die App bringt Menschen in Bewegung und verleitet sie aktiv zum spaßigen Lernen“, meint der Teamleiter Digitale Lernformate von Fraport, Thorsten David. Per App-Begleitung gelangen die Neulinge an alle Orte, die für sie und die Kundschaft wichtig sind. Mitunter sind knifflige Aufgaben zu lösen, die ohne Teamwork nicht zu bewältigen sind. Aus diesen Gründen zeichnet die Jury des eLearning Journals die beiden Projektpartner Actionbound und Fraport mit dem eLearning AWARD 2019 in der Kategorie „Social Learning“ aus. (Redaktion: Samuel Jambrek)


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Für neue Beschäftigte wurden Lernrallyes entwickelt. Neben den eigenen Angestellten profitieren auch Systempartner wie Verkäufer davon und tragen so zu besserem Kundenservice bei.

Besonderheiten:
Per App soll Informationsvermittlung, Schaffung von Orientierung am Flughafen und der Abbau von Berührungsängsten gegenüber Kollegen erfolgen.


Projektpartner

Fraport AG

Thorsten David
Teamleiter Digitale Lernformate

Fraport AG
Frankfurt Airport Services Worldwide
D-60547 Frankfurt am Main

t.david@fraport.de
www.fraport.de

Actionbound

Benedikt Heiß
Sales Manager

Actionbound
Schillerpromenade 31
D-12049 Berlin

bene@actionbound.de
www.actionbound.de