Einfache Bedienbarkeit trotz detaillierter Ansicht
Virtuelle Schulungen statt klassische Präsenzveranstaltungen

v.l. Christopher Poppel (TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG), Matthias Hedrich (Universität Stuttgart), Frank Siepmann (eLearning Journal) und Francesco De Marco (TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG)

Die realitätsgetreue Darstellung von Maschinen in einer virtuellen Welt kann schnell unübersichtlich werden. Im folgenden Projekt wird gezeigt, wie die Darstellung mittels weniger Ebenen detailliert und trotzdem übersichtlich gestaltet werden kann. Im Zeitalter der Digitalisierung ist es notwendig, dass man Schulungsangebote modern und medial gestaltet. Das interaktive Kunden Service Modul der Firma TRUMPF kann mit eigenen Besonderheiten überzeugen.

Als Hochtechnologieunternehmen für Werkzeugmaschinen und Lasertechnik ist TRUMPF GmbH + Co. KG nicht nur für die Maschinen und Laser an sich zuständig, sondern bietet auch im unternehmenseigenen Schulungszentrum in Ditzingen Schulungen für diverse Maschinen an, unter anderem für den Lasertyp „TruFlow 12000“. Da den Kunden jederzeit ein angemessenes und zeitgemäßes Schulungsangebot geboten werden soll, wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) der Universität Stuttgart ein virtuelles Schulungsangebot, das interaktive Kunden Service Modul (IKSM), entwickelt. Innerhalb dieses Moduls bekommt der Lerner über videografische Darstellung den Grundaufbau des Lasertyps, Prozessabläufe und Wartungsschritte aufgezeigt.

Lernbedarfe

Primäres Hauptziel der Firma TRUMPF ist die Realisierung einer virtuellen Schulung für den „TruFlow 12000 Laser“ und nicht weiterhin eine Umsetzung in reinen Präsenzveranstaltungen im Schulungszentrum. Diesem Hauptziel liegt die Absicht zugrunde, bereits elaboriertes Erfahrungswissen der Firma TRUMPF zu bewahren und auch in mittel- bis langfristiger Zukunft effizient abrufen und wieder in Prozesse einbinden zu können. In Kooperation mit der Universität Stuttgart wurden davon ausgehend Teilziele definiert. Während die Firma TRUMPF bspw. relevante Schulungsunterlagen, 3D-Modelle der Maschine, die Extraktion relevanter Schulungsinhalte aus umfangreichen Wartungs- und Serviceunterlagen, aber auch die Software und Programmierung zur Realisierung von IKSM beitragen konnte, lag der Fokus der Universität Stuttgart in der beratenden Begleitung und kritischen Reflexion bei der Entwicklung des Moduls sowie der Unterstützung bei der medientechnischen Umsetzung. Eine zentrale maschinenunabhängige und zukünftig erweiterbare Struktur, die Gliederung in Teilkomponenten der Anlage, ein sinnvoller didaktischer Aufbau in niedrigen Verschachtelungstiefen, ein detaillierter Ablaufplan zur Einbindung der Medien (Video- und Fotografie-Elemente) sowie deren Erstellung konnte die Universität Stuttgart dabei zielführend mit der Firma TRUMPF abstimmen und gemeinsam umsetzen. Zentral ist hierbei auch der einheitliche Aufbau des Informationsmaterials zu den Teilkomponenten der Anlage bei IKSM in Wartungspunkte, mögliche Fehlerquellen und etwaige Verschleißpunkte.

Projektdurchführung

Christopher Poppel (Projektmitarbeiter) aus dem Hause TRUMPF kooperierte mit einem externen Dienstleister, dem Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) an der Universität Stuttgart, vertreten durch Matthias Hedrich (Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator). Gemeinsam schufen beide einen Projektplan mit ausführlichen Arbeitsaspekten. In regelmäßigen, engmaschigen Projekttreffen stimmten sich beide Parteien konstant über den Projektfortschritt ab. Eine Einbindung der Kunden beziehungsweise der Lerner erfolgte nach der Fertigstellung eines Prototypens. Um das interaktive Kunden Service Modul anzubieten, wurde es im Schulungsprogramm des Schulungszentrums in Ditzingen aufgeführt. Kunden können es über das Lernmanagement-System aufrufen und damit bequem von der eigenen Firma aus trainieren. Das Schulungszentrum konnte außerdem Kunden, die vorher bereits regelmäßig die Präsenzschulungen gebucht haben, gezielt benachrichtigen und über das neue Schulungsmodul aufklären.

Projektergebnis

Den Kunden stand bereits zur Mitte des Projektverlaufs ein Prototyp des interaktiven Service Moduls zur Verfügung, um mit diesem erste Erfahrungen zu sammeln. Daran angegliedert war eine Befragung der Kunden mittels Fragebogen, zur Einschätzung der Bedienbarkeit, des Aufbaus und Funktionalität des Moduls, wobei die Auswertung der Befragung in die Weiterentwicklung des Moduls eingeflossen ist. Die Kundenakzeptanz war ausnahmslos positiv und übertraf sogar die Erwartungen der Projektverantwortlichen von TRUMPF sowie der Universität Stuttgart. Als besonders positive Eigenschaften des IKSM ist die realitätsnahe Abbildung, die einfache Bedienung des Moduls und die Unterstützung bei der Bedienung von Maschinen bzw. bei Wartungs- und Servicearbeiten zu nennen. Nach jedem Abschluss des IKSM wird die Kundenmeinung über eine Feedbackfunktion erfasst, um mögliche Verbesserungsvorschläge zeitnah umsetzen zu können. Weiterhin fand eine inhaltliche Validierung des Moduls in Form eines Expertenratings statt, wobei auf hochspezialisierte Servicetechniker mit langjähriger Erfahrung eines Kunden von TRUMPF zurückgegriffen werden konnte. In Zukunft prüft das Schulungszentrum selbst in regelmäßigen Abständen die Inhalte und passt diese ggf. an. Durch eine Reportingfunktion innerhalb des IKSM können Kunden nach Abschluss des Moduls gezielt kontaktiert und befragt werden. Der Kunde bekommt die Möglichkeit, jederzeit und ortsunabhängig die Schulung durchzuführen und entscheidet selbst, wann er das Angebot nutzt. Durch die permanente Verfügbarkeit der Schulungsinhalte soll außerdem vermieden werden, dass ein Mangel des Schulungsangebotes entstehen könnte, durch beispielsweise begrenzte Teilnehmerzahlen bei Präsenzveranstaltungen oder nicht verfügbaren Experten.

Fazit

„Das Potential der Projektergebnisse ist auf die weitblickende und gut strukturierte Durchführung des Projektes zurückzuführen. Die Entwicklung einer allgemeinen Struktur des Schulungsmoduls, die ansatzlos auch auf weitere Maschinen übertragbar ist, spricht für sich und wäre in einem rein explorativen Vorgehen so nicht möglich gewesen. Zielführend war hierbei auch insbesondere die qualitativ hochwertige Videografieumsetzung, über die dem Kunden eine realitätsnahe Bedienung sowie Durchführung von Wartungs- und Servicearbeiten dargeboten wird.“, Franceso De Marco, Gruppenleiter Digital Learning, TRUMPF GmbH & Co. KG. Aus diesem Grund entschied sich die Jury des eLearning Journals den diesjährigen eLearning AWARD in der Kategorie „Servicetraining“ an die TRUMPF GmbH & Co. KG und die Universität Stuttgart zu verleihen. (Redaktion: Sarah Meyer)


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Das Schulungsangebot muss im Zeitalter der Digitalisierung angepasst werden. So wurden klassische Präsenzschulungen auf eine virtuelle Ebene gehoben und durch ein elektronisches Medium ersetzt. Das Projekt dient zur Konservierung von elaboriertem Erfahrungswissen. Dieses wird nun digital zur Verfügung gestellt und weiter gegeben.

Besonderheiten:
Das entwickelte methodisch-didaktische Konzept kann auf andere Maschinenserien übertragen werden und ermöglicht eine umfangreiche und detailgetreue Schulung, die weder orts- noch zeitgebunden ist und durch eine einfache und sehr effiziente Bedienung besticht.


Projektpartner

Universität Stuttgart

Matthias Hedrich
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator
Universität Stuttgart
Institut für Erziehungswissenschaft (IfE)
Azenbergstraße 12, D-70174 Stuttgart
hedrich@ife.uni-stuttgart.de
www.ife.uni-stuttgart.de
www.uni-stuttgart.de/bpt

TRUMPF GmbH + Co. KG

Francesco De Marco
Gruppenleiter Digital Learning

TRUMPF Werkzeugmaschinen
GmbH + Co. KG
Johann-Maus-Str. 2
D-71254 Ditzingen
francesco.demarco@trumpf.com
www.trumpf.com