Der bestehende Fachkräftemangel wird insbesondere für die deutsche Wirtschaft zum zunehmenden Problem. Der demographische Wandel sowie tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft treiben den Wettstreit der Unternehmen um qualifizierte Mitarbeiter weiter an. Um die erforderlichen Kompetenzen daher sowohl außerhalb als auch intern zu finden und sicherzustellen, greifen immer mehr Unternehmen auf den Ansatz des Talent Managements zurück.
Das Talent Management gibt den Firmen Werkzeuge zur Rekrutierung, der Identifikation und Entwicklung von benötigten Talenten an die Hand, um dieser Dynamik entgegenzuwirken und Stellen auch langfristig zu besetzen. Ein gutes Talent Management geht dementsprechend weit hinaus über das Einstellen und Halten von Talenten und Fachkräften – es hilft Mitarbeitern ihre Potenziale aufzudecken und weiterzuentwickeln. Hier kommen in der Regel Talent Management Systeme als moderne Software-Lösungen zum Einsatz, die von der Rekrutierung über die Identifikation von Talenten im Unternehmen bis zur passgenauen Entwicklung von Mitarbeitern alle Bereiche von Talent Management technologisch abbilden können.
Fachkräftemangel erfordert ein verbessertes Recruiting
Als größte Problematik ergeben sich für rund drei Viertel der Unternehmen, die das eLearning Journal im Rahmen der diesjährigen BENCHMARKING Studie zum Thema befragt hat, die unzureichende Identifikation und Erfassung von internen Kompetenzträgern (78 %) sowie der Mangel an geeigneten Talenten zur Besetzung von Fach- (79,3 %) und Führungspositionen (72,5 %). Dies bestätigt auch die diesjährige Studie der Talent Tech Labs, die eine ähnliche Pro-blematik für den globalen Markt abbildet. So ist mit 69 % der darin befragten Unternehmen der Mangel an Kompetenzen auch weltweit eine große Herausforderung im Recruitingprozess. Dabei stellt sich für 46 %
insbesondere das Einstellen geeigneter Manager als schwierig heraus. Zudem mangelt es bei mehr als einem Viertel aller Unternehmen an den Grundvoraussetzungen für einen flüssigen Einstellungsprozess, wie einer guten Bewerberkommunikation und den technischen Tools.
Der Ansatz des Talent Managements könnte hier zukünftig Abhilfe schaffen. Mit 81,1 % aller Teilnehmer der BENCHMARKING Studie ist das Thema auch für die große Mehrheit der im DACH-Bereich angesiedelten Unternehmen bereits relevant. 41,7 % davon haben bereits ein oder mehrere Systeme zum Talent Management im Einsatz, weitere 27,6 % befinden sich diesbezüglich in der Planungsphase. Damit erfreut sich auch die entsprechende Software einer großen Beliebtheit. Bei den geeigneten Einsatzfeldern sind sich die Unternehmen zum großen Teil einig: Mit 87,5 % aller Befragten soll insbesondere das Recruiting zu Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels verbessert werden – dicht gefolgt von der Personalentwicklung (85,2 %) und der Identifikation von bereits bestehenden, talentierten Mitarbeitern (82,9 %).
Talent Management kann sich auch im Mittelstand lohnen
Diese Erkenntnisse beziehen sich dabei nicht nur auf die Großunternehmen. Auch für 70,6 % der Mittelständler im DACH-Bereich hat das Talent Management eine hohe Relevanz. Großunternehmen haben es aufgrund ihres Bekanntheitsgrades oftmals leichter als ihre kleineren Mitbewerber potentielle Talente auf dem Bewerbermarkt anzuziehen. Dies macht insbesondere das kurzfristige Besetzen offener Positionen durch passende Kandidaten für klein- und mittelständische Unternehmen schwierig. Eine vorausschauende Planung und eine strategische Herangehensweise im Kontext eines Talent Management-Konzepts kann daher auch im Mittelstand Unternehmen dabei unterstützen, zukünftige Lücken zu identifizieren und frühzeitig passende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Angekommen ist das Thema im Mittelstand dennoch nicht gänzlich. Zwar planen aktuell 37,8 % der befragten Unternehmen mit unter 10.000 Mitarbeitern die Implementierung entsprechender Software, dennoch ist diese gerade einmal bei 11,7 % der klein- und mittelständischen Unternehmen bereits im Einsatz. Als mögliche Hinderungsgründe haben sowohl die BENCHMARKING Studie als auch die Studie der Talent Tech Labs den Kostenfaktor identifiziert. So gaben 58 % weltweit und 38,7 % der Unternehmen im DACH-Bereich an, dass es am nötigen Budget mangelt. Dies trifft jedoch alle Unternehmen gleichermaßen, unabhängig von ihrer Größe.
Die Zukunft des Talent Managements
Der bestehende Fachkräftemangel und die Prognosen zum demographischen Wandel lassen jedoch erahnen, dass auch zukünftig Investitionen in geeignete Software, beispielsweise zur Personalbeschaffung, notwendig werden. Zudem empfiehlt es sich, verstärkt
in den eigenen Reihen nach Talenten Ausschau zu halten. Möglicherweise verfügen einzelne Mitarbeiter bereits über gefragte Kompetenzen, ohne dass dies bisher erfasst wurde. Dementsprechend prognostiziert auch die Studie der Talent Tech Labs, dass die Talent Management Systeme der Zukunft verstärkt auf die Weiterentwicklung der Identifikation von Talenten setzen werden. Eine weitere interessante Entwicklung der Zukunft könnte der vermehrte Einsatz von Zeitarbeitsfirmen und freien Mitarbeitern sein. So gaben immerhin 79 % der von Talent Tech Labs befragten Unternehmen an, zukünftig verstärkt auf Kompetenzen von Externen zu setzen. Dementsprechend wäre auch eine Weiterentwicklung der Talent Management Systeme hin zum Management freier Mitarbeiter denkbar.