Technologie des Biegens – Biegetechnik leicht gemacht

Komplexe technische Inhalte zielgruppengerecht als eTraining vermitteln, das war die Herausforderung, vor die die Firma TRUMPF Maschinen Austria GmbH gestellt wurde. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit den Trainern der Präsenzschulung ausgearbeitet, um die beiden Eckpfeiler „eTraining“ und „Präsenzschulung“ inhaltlich und methodisch perfekt aufeinander abzustimmen.

Die eTrainings sind primär an sämtliche weltweit agierende TRUMPF Servicetechniker für Biegemaschinen adressiert. Um alle Schulungsteilnehmer vor der Präsenzschulung auf denselben Wissensstand zu bringen, entstand die Idee zu selbstorganisierten Onlineschulungen. Zusätzlich können die eTrainings von neuen Mitarbeitern, Marketing-Mitarbeitern, Kunden und weiteren interessierten Personen genutzt werden.

Die bedeutendste Innovation für das Unternehmen ist die Etablierung einer neuen Lernkultur durch eTrainings. Mit Hilfe des Flipped Teachings erfolgt der Wissenserwerb vor den Präsenzschulungen. Treten Fragen oder Verständnisprobleme auf, kann während der Lernphase trotzdem nachgefragt werden. Den Auszubildenden ist es somit möglich, im eigenen Tempo zu lernen ohne auf Mitlerner Rücksicht nehmen zu müssen. Die Vorlagerung der Lernzeit für Grundlagenwissen bringt in den Präsenzphasen mehr Zeit für Übungen und ermöglicht gezieltes Coaching durch die Übungsleiter. Durch begleitete Übungsaufträge, die möglichst selbständig von den Lernern durchgeführt werden, werden die gelernten Inhalte anwendungsnah und kompetenzorientiert verknüpft. Der Servicetechniker ist nach der Präsenzschulung insgesamt besser vorbereitet auf die eigentliche Arbeit als dies ohne die eTrainings in derselben Schulungszeit möglich gewesen wäre. Durch integriertes Lernen wird nicht nur die Ausbildung verbessert, sondern auch die Selbstlernkompetenz der Mitarbeiter gefordert und gefördert.

Im Weiteren wurden noch folgende Kriterien für erfolgreiches E-Learning im Projekt identifiziert und berücksichtigt:

Authentizität herstellen

Einsatz eines Schiebereglers, um die verschiedenen Positionen eines Biegezyklus interaktiv zu erkunden.

Sowohl TRUMPF Mitarbeiter als auch Kunden sind Zielgruppen der eTrainings. Für beide Zielgruppen ist es wichtig, Authentizität herzustellen. Die eTrainings sollten in keinem Moment Beliebigkeit vermitteln. Das Projekt „Technologie des Biegens“ zeichnet sich besonders durch die Personalisierung der Module aus. Ein Avatar führt durch das Modul – er ist tatsächlich Mitarbeiter bei TRUMPF und ein bekanntes Teammitglied der Schulungsabteilung. Die nachfolgenden Präsenzschulungen werden unter anderem auch von ihm gehalten. Er symbolisiert die Verschränkung von realem und virtuellem Wissensvermittler. Die Lernenden finden mit dem Avatar einen sozialen Anker während der gesamten Schulungsphase. Der Avatar bezweckt eine hohe Identifikation sowohl mit dem Lerninhalt als auch im Allgemeinen mit dem Unternehmen. Zudem wird er eingesetzt, um höhere Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit zu generieren, da der Avatar mit dem Lernenden interagiert. Er fordert dazu auf, Fragen zu beantworten, gibt Feedback und unterstützt wichtige Informationen. Die Ermittlung des Namens des Lerners zu Beginn des Moduls führt zu einer noch intensiveren Personalisierung der Module. Er wird zu einem wesentlichen Träger der Dramaturgie der eTrainings.

Auch die Belohnungen referenzieren auf die Biegetechnologie, die Kernkompetenz von TRUMPF Maschinen Austria. Die Buchstaben des Wortes Yeah wurden auf TRUMPF Biegemaschinen gebogen. Der Authentizitätsfaktor wird somit bei den eTrainings hochgehalten. Es führt zur positiven Annahme der Online-Schulungen und trägt zur stärkeren Identifizierung mit dem Unternehmen bei.

Modularität

Die Komplexität der Inhalte steigert sich von Modul zu Modul. Der Lerner kann jedoch selbst frei wählen, welche Module bearbeitet werden sollen. Auch innerhalb eines Moduls kann frei navigiert werden. Jedes Modul beinhaltet ein Quiz, anhand dessen kann das erlernte Wissen überprüft und ggf. Wissensdefizite lokalisiert werden. Die Lerner, die anschließend an der Präsenzschulung teilnehmen werden, müssen den Abschlusstest erfolgreich bestehen. Der Abschlusstest beinhaltet einen beliebigen Auszug aus den Quizfragen der einzelnen Module.

Interaktionen

Es liegt ein großer Fokus auf Interaktion in den verschiedenen Modulen. Die eTrainings sollen sich klar von langweiligen Powerpoint-basierten Aufbereitungen abheben. Der Lerner wird zum Mitmachen animiert und Inhalte können aktiv erarbeitet werden. Zum Beispiel wurden interaktive Videos eingebaut, passende Hinweistexte werden zur richtigen Zeit eingeblendet und der Lerner kann das Timing selbst steuern. Weitere eingesetzte interaktive Elemente sind Schieberegler, Buttons, Marker, Zoombereiche und Hotspots.

Gamification

Neben der Aufbereitung mit möglichst vielen visuellen und interaktiven Elementen lockern Gamification-Elemente das Lernen dieser technisch komplexen Inhalte auf. Pro Modul gibt es 4 Zwischenfragen. Jede dieser Fragen kann beliebig oft beantwortet werden. Bei einer richtigen Antwort erhält der Lerner ein sogenanntes Biegeteil. Das Ziel ist es, den Schriftzug „YEAH“ zu erhalten. Dieser Schriftzug ist multilingual und daher auch in allen weiteren Sprachumsetzungen verwendbar. Die Beantwortung der Fragen ist nicht verpflichtend, sie können in beliebiger Reihenfolge aufgerufen und beantwortet werden.

Lernerfolg sicherstellen

Die Sicherstellung des Lerntransfers der TRUMPF eTrainings erfolgte in 3 Schritten:

Ansicht nach richtiger Beantwortung von 2 Zwischenfragen.

1. Während der Akquisitionsphase: Durch erhaltendes Wiederholen der Lerninhalte, gezieltes Üben und Elaboration des Wissens durch Kategorisierung und Anbinden an das Vorwissen werden die Inhalte besser im Gedächtnis verankert. Die Lerneinheiten sind immer maximal 30 Minuten lang, um die Lernkapazitäten der Lernenden optimal nutzen zu können. Längere Lerneinheiten müssten ggf. unterbrochen und dann wieder fortgesetzt werden.

2. Quantitatives Verfahren: Testung der Inhalte im Abschlusstest. Die Erfolgsquote beim Test offenbart, ob das gelernte Wissen korrekt wiedergegeben werden kann.

3. Qualitatives Verfahren: Die Trainer/innen in den Präsenzschulungen beobachten und beurteilen, ob das gelernte Wissen in Übungsaufträgen angewendet werden kann und schlussfolgernd in den Arbeitsalltag integrierbar ist.

Fokus auf mobiles Lernen

Mobile first ist bei TRUMPF Programm, daher wurden sämtliche Inhalte auch für mobile Endgeräte optimiert. Die Lernenden können das Lerngerät selbst bestimmen. Da die responsive Umsetzung viele Einschränkungen bei der kreativen Aufbereitung der Inhalte mit sich bringt, wurde darauf verzichtet. Vielmehr wurde darauf geachtet, dass alle Inhaltselemente auch mobil gut lesbar und bedienbar sind. Der integrierte Player von Articulate Storyline 3 sorgt dafür, dass auch Wischgesten unterstützt werden.

Marketing

Da diese eTrainings Grundlagenwissen zum Thema Biegen vermitteln, sind diese nicht nur verpflichtender Bestandteil der Präsenzschulungen, sondern für alle Mitarbeiter des Konzern von Relevanz. Um die Verbreitung voranzutreiben wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Veröffentlichung der frei zugänglichen Module im LMS
  • Interne E-Mail an alle Mitarbeiter
  • Newsletter an alle bereits im LMS registrierten Benutzer
  • Bekanntgabe bei allen Schulungsleitern der TRUMPF Gesellschaften
  • Gruppenweiter Newsbeitrag im Intranet

Fazit

Das Hauptziel, das Wissen der TRUMPF Servicetechniker für Biegemaschinen weltweit anzugleichen und auf ein Niveau zu bringen, wurde erreicht. So werden die Präsenzschulungen effizienter, detaillierter und es bleibt mehr Zeit für praktische Übungen. Zusätzlich werden Reisekosten eingespart. Die eTrainings steigern die Qualität der Aus- und Weiterbildung.


Die Autorin

Christa Furtmüller

ist E-Learning Project Manager bei der Firma TRUMPF Maschinen Austria GmbH in Pasching. Der Standort ist das Kompetenzzentrum für Biegen in der TRUMPF Gruppe. Sie hat das Studium „Engineering for Computerbased Learning“ absolviert und ist bei TRUMPF Österreich Ansprechperson für alle Agenden mit Medienkompetenz mit dem Schwerpunkt E-Learning.


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Christa Furtmüller
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