eTrainings als Schulungsvorbereitung
Vom Lerninhalt zum Anwendungswissen

v.l. Christa Furtmüller (TRUMPF Maschinen Austria GmbH & Co. KG), Frank Siepmann (eLearning Journal) und Anna Strasser (TRUMPF Maschinen Austria GmbH & Co. KG)

Insbesondere im Umgang mit Maschinen ist es wichtig, seine Mitarbeiter umfassend und mit bestmöglichem Erfolg zu schulen. So wird den Mitarbeitern nicht nur die Arbeit erleichtert und Effizienz erzeugt, sondern auch Unfälle können vermieden werden. Damit solch eine Weiterbildung dauerhaft bei den Angestellten fruchtet, bedarf es einer entsprechenden Lernkultur, die selbstgesteuertes wie auch lebenslanges Lernen ermöglicht.

Die TRUMPF Maschinen Austria GmbH + Co. KG führt für ihre Servicetechniker weltweit Präsenzschulungen durch, um sie mit der Technologie der Biegemaschinen und deren Gebrauch vertraut zu machen. Die erfolgreiche Durchführung dieser Schulungen wird jedoch verlangsamt oder gar behindert, wenn nicht alle Teilnehmer über den gleichen Wissensstand verfügen. Um alle Schulungsteilnehmer vor der Präsenzschulung auf denselben Wissensstand zu bringen, entstand die Idee für ein neues Schulungskonzept, bei dem selbstorganisierte Onlineschulungen mit Präsenzunterricht kombiniert werden.

Lernbedarfe

Ziel des Projektes war es, online durchführbare eTrainings zu entwickeln, die den Wissensstand aller Teilnehmer der Präsenzschulung vorab auf ein Niveau bringen. So werden die Präsenzschulungen effizienter, detaillierter und es bleibt mehr Zeit für praktische Übungen. Darüber hinaus soll die Qualität der Aus- und Weiterbildung insgesamt gesteigert werden. Um dies zu leisten, bedarf es einer neuen Lernkultur in Form des „flip teachings“, bei welcher der grundlegende Wissenserwerb vor den Präsenzschulungen erfolgt.

Projektverlauf

Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit den Trainern der Präsenzschulung ausgearbeitet, um die beiden Eckpfeiler „eTraining“ und „Präsenzschulung“ inhaltlich und methodisch perfekt aufeinander abzustimmen. Inhaltlich wurde besonders darauf geachtet, dass die Lerninhalte der Arbeitswirklichkeit der Servicetechniker entsprechen. Die Relevanz für die Lernenden wurde vor allem durch Bottom-up-Feedback und routinierte Korrekturschleifen erreicht.

Projektergebnis

Zur Umsetzung der selbstgesteuerten Onlineschulung wurden sogenannte eTrainings entwickelt, bestehend aus 13 aufeinander aufbauenden Modulen und einem Abschlusstest. Der Wissenserwerb erfolgt dabei konstruktiv in Abhängigkeit vom jeweiligen Vorwissen. Die eTrainings sind klar strukturiert. Auch der Prozess, die Ziele und die Inhalte werden den Mitarbeitern klar kommuniziert. Die Leistungserwartungen sind transparent und werden vor Beginn des Kurses mitgeteilt. Die Lernenden können zudem das Endgerät, auf welchem sie bevorzugt lernen wollen, selbst bestimmen, da die eTrainings auch für Mobile Learning ausgelegt sind. Die eTrainings zeichnen sich zudem durch ihre Methodenvielfalt aus, wobei insbesondere mit der audiovisuellen Aufbereitung der technischen Inhalte versucht wird, allen Lerntypen gerecht zu werden. Ein besonderer Motivator ist der Avatar, der durch den Onlinekurs führt. Ausgewählt wurde dazu nicht etwa eine beliebige Zeichentrickfigur, sondern ein Mitarbeiter der Firma und zeitgleich Teammitglied der Schulungsabteilung. Dieser stellt die Verbindung zwischen Online- und Präsenztraining her. Die Lernenden können sich mit ihm identifizieren und darüber hinaus ein größeres Verständnis für die Lerninhalte aufbauen. Da dieser mit den Teilnehmern interagiert, wird sowohl die Konzentrationsfähigkeit als auch die Aufmerksamkeit gesteigert. Zu dem gleichen Zweck werden während jedes einzelnen Moduls thematisch passende Fragen gestellt. Auch wird in regelmäßigen Abständen die Gelegenheit geboten, das Gelernte selbst anzuwenden. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass das Wissen kompetenzorientiert vermittelt und die aktive Beteiligung der Lernenden im eTraining verstärkt wird.

Die Entwickler haben zusätzlich ein Element der Gamification eingebaut, um die Motivation zu erhöhen: Für jede richtig beantwortete Zwischenfrage erhält der Lernende eines von insgesamt vier Biegeteilen, die bei korrekter Beantwortung aller Fragen zusammen ein Lösungswort ergeben. Am Ende jedes Moduls haben die Lernenden die Möglichkeit, ihr Wissen in Form von anschließenden freiwilligen Quizzes zu überprüfen. Die Lernenden können ihren Lernfortschritt beobachten, kontrollieren und analysieren und sich zudem mit den Übungsaufträgen auf den finalen Abschlusstest vorbereiten. Begleitend zu den eTranings findet zweiwöchentlich eine Online-Review-Session statt, bei der die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, Fragen an die Schulungsleiter zu stellen.

Fazit

Mit Hilfe der eTrainings war es der TRUMPF Maschinen Austria GmbH + Co. KG möglich, eine neue Lernkultur in ihrem Unternehmen zu etablieren. Die Online-Vorab-Trainings mit Abschlusstest und die Präsenzschulungen sind aufeinander abgestimmt. Der Wissenserwerb erfolgt hier über eine Form des flip teachings. Die Teilnehmer erarbeiten sich die Lerninhalte zunächst selbst online, um diese anschließend innerhalb der Schulung anwenden zu können. Auf diese Weise wird auch ein Lernen im eigenen Tempo ermöglicht. Die Vorlagerung der Lernzeit für das Grundlagenwissen bringt in den Präsenzphasen außerdem mehr Zeit für Übungen ein und ermöglicht darüber hinaus ein gezieltes Coaching durch die Übungsleiter.

Das gewonnene Wissen der Lernenden ist damit zugleich kompetenzorientiert als auch anwendungsnah. Der Servicetechniker ist nach der Präsenzschulung insgesamt besser vorbereitet auf die eigentliche Arbeit, als dies ohne die eTrainings in derselben Schulungszeit möglich gewesen wäre. Durch die neue Lernkultur wird nicht nur die Ausbildung verbessert, sondern auch die Selbstlernkompetenz der Mitarbeiter gefordert und gefördert. Für die gelungene Umsetzung dieses Projektes verleiht die Jury des eLearning Journals der TRUMPF Maschinen Austria GmbH + Co. KG den eLearning AWARD 2018 in der Kategorie „Lernkultur“.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Durch eTrainings sollen die Mitarbeiter besser auf die Präsenzschulungen zum Thema Biegetechnologie vorbereitet werden und sich die Grundlagen selbstständig erarbeiten, um nach Absolvierung von Online- und Präsenzphase sowohl kompetent als auch anwendungsnah auf die Arbeit mit den Biegemaschinen vorbereitet zu sein. Um dies langfristig zu gewährleisten, bedarf es einer neuen Lernkultur.

Besonderheiten:

Das Projekt „Technologie des Biegens“ zeichnet sich besonders durch die Personalisierung der Module aus. Die Lernenden finden mit dem Avatar einen sozialen Anker während der gesamten Schulungsphase. Auch das Belohnungssystem, ein Element der Gamification, referenziert auf die Biegetechnologie, die Kernkompetenz von TRUMPF Maschinen Austria. Eine besondere Innovation ist zudem die Modularität der einzelnen Lernsequenzen. Dies erlaubt eine schnelle Bearbeitung der Inhalte sowie die Verwendung des Trainings oder einzelner Lernsequenzen für andere Zielgruppen.


Projektpartner

TRUMPF Maschinen Austria GmbH + Co. KG

DI (FH) Christa Furtmüller
E-Learning Project Manager

TRUMPF Maschinen Austria GmbH. + Co.KG
Industriepark 24
A-4061 Pasching

christa.furtmueller@at.trumpf.com
www.trumpf.com