Deutsche Bundesbank befähigt praxisnah zur Mitarbeiterführung
Kompetenz- und Verhaltenstraining für Führungskräfte

v.l. Dr. Harald Bender (Externer Berater), Frank Siepmann (eLearning Journal), Eva Wördehoff (Deutsche Bundesbank) und Frank Baumann (Deutsche Bundesbank)

Wie wollen wir künftig führen? Dies ist eine entscheidende Frage, wenn es um die Weiterbildung von Führungskräften geht. Denn diese müssen nicht nur Führungsmethoden und -instrumente kennen, sondern auch im Einklang mit den Interessen und Grundsätzen sowohl des Unternehmens als auch der Beschäftigten handeln. Ein gutes Führungskräftetraining bedarf daher einer kompetenzorientierten Konzeption und sollte individuell auf das Unternehmen zugeschnitten sein.

Auch bei der Deutschen Bundesbank entstehen durch den Wandel der Arbeitswelt neue Anforderungen an die Rolle und Aufgaben der Führungskräfte. Deshalb hat sich die Bundesbank entschieden, mit neuen Lernformaten die Entwicklung einer modernen Führungskultur zu fördern, die Kompetenzen ihrer Führungskräfte zu stärken und bestehende wie auch angehende Führungskräfte bei der Umsetzung der Führungsgrundsätze der Bundesbank zu unterstützen.

Wenn es um Verhaltenstrainings – insbesondere auf Führungsebene – geht, werden heute meist noch Präsenztrainings bevorzugt. Aufgrund der Größe der Zielgruppe sollten bei der Bundesbank jedoch neue Impulse gesetzt werden. Gemeinsam mit den externen Beratern Matthias Brockerhoff und Dr. Harald Bender sowie spezialisierten Partnern wurde ein Lernprogramm entwickelt, das neben der Erarbeitung fachlicher Grundlagen vor allem auf den Transfer der Führungskompetenzen in die tägliche Praxis abzielt.

Verknüpfung von Forschung und Praxis

Grundlage des Programms ist die aktuelle Forschungslage zu motivierender und effizienter Führung. Die Praxisnähe wird durch einen szenariobasierten Lernansatz erreicht, in dem der Lernende als Führungskraft mit seinem virtuellen Team konkrete Situationen und Konflikte erlebt, die ihm Kenntnisse und Entscheidungen abverlangen und seine handlungspraktische Kompetenz stärken. Das Lernprogramm der Bundesbank ist dabei nicht nur auf die Organisationsinteressen zugeschnitten. Vielmehr erhält jeder Lernende eine Auswahl an Methoden und Techniken, um seine individuelle Führungsrolle in Einklang mit den Ansprüchen und Erwartungen von Organisation und Mitarbeitern zu gestalten. Die Reflexion der eigenen Rolle und Motive – gerade in kritischen Situationen – ist dabei ein wichtiger Bestandteil und wiederkehrendes Motiv, das auch neues Wissen relevant und erlebbar werden lässt.

Didaktische Umsetzung

Die besondere Herausforderung des Projektes lag darin, ein Lernprogramm bereitzustellen, das einerseits wissenschaftlich fundiertes Wissen vermittelt, dabei aber nicht als trocken und praxisfern erlebt wird. Entsprechend wurden praxisnahe und authentische Anwendungsszenarien entwickelt, die gutes Führen erlebbar machen. Alle Szenarien sind im Rahmen eines Story Based Learning-Ansatzes in eine übergreifende Rahmenhandlung mit lebensnahen Charakteren integriert, die sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln – gemeinsam mit den Lernenden.

Die Umsetzung erfolgt in Form vielfältiger digitaler Formate: vom Expertenvideo über Lernkarten (gestaltete PDF) bis hin zu mikromodularen „Learning-Nuggets“ (kurze WBT) oder kurzen Animationsfilmen zu den Praxisszenen. Alle Inhalte sind thematisch so miteinander verknüpft, dass eigene, variable Lernpfade möglich sind. Die vielfältigen digitalen Formate spiegeln dabei spezifische didaktische Funktionen wider. Anspruchsvoll aufbereitete Lernkarten vermitteln die fachlichen Grundlagen. Aktuelle Führungskräfte teilen in Expertenvideos ihr Wissen und ihre Erfahrung aus der Führungspraxis mit. Dies verbindet die virtuelle Lernwelt mit der Realität in der Deutschen Bundesbank.

Die interaktiven Lernmedien fokussieren Praxisszenen, in denen das richtige Verhalten, aber auch die Konflikte, die sich im Team und für eine Führungskraft ergeben, aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt und aufgearbeitet werden. Der Lernende muss darin Situationen auf Grundlage des Erlernten einschätzen und praktische Entscheidungen treffen. Die Szenen sprechen insbesondere die sozialen, emotionalen und persönlichen Aspekte der Zusammenarbeit im Team an, die in stark sachorientierten Organisationskulturen häufig weniger Beachtung erfahren.

Die Bearbeitung des Lernprogramms dauert etwa 12-16 Stunden. Die Lernzeit ist abhängig vom individuellen Lerntempo, der persönlichen Reflexionsbereitschaft und dem gewählten Lernpfad. Das Programm ist, im Sinne eines Microlearning-Ansatzes, in acht Module mit ca. 90 kurzen Lerneinheiten unterteilt. Der Lernende kann sich innerhalb der Module frei bewegen und anhand inhaltlicher Querverbindungen zwischen den Themen und Formaten selbstgesteuerte Lernpfade kreieren, unterstützt durch Funktionalitäten im eingesetzten LMS. Jedes Lernmodul schließt mit einem Selbsttest ab, der vor allem die erlernten Kompetenzen noch einmal festigt. Am Ende ist dann, als formale Voraussetzung für die Besetzung einer Führungsposition, ein Abschlusstest mit praxisorientierten Aufgabenstellungen zu bestehen.

Projektergebnis

Entlang authentischer Anwendungsszenarien konnte ein direkt an die Praxis angebundenes Kompetenztraining entwickelt werden, das für die Führungskräfte der Deutschen Bundesbank Tag für Tag von unmittelbarem Nutzen ist. Das wird den Machern auch von den Lernenden zurückgespiegelt: „Mit manchem Stress als neue Führungskraft hätte ich anders umgehen können, wenn es damals schon dieses E-Learning gegeben hätte.“

Fazit

Die Deutsche Bundesbank hatte den Anspruch, ein modernes und attraktives Lernformat für angehende und bestehende Führungskräfte zu schaffen, das sie befähigt, gleichzeitig motivierend und effizient zu führen. Mit dem Lernprogramm „Führungskraft werden“ ist dies gelungen. Es vermittelt nicht nur theoretische Grundlagen. Es bietet auch einen hohen Praxistransfer und ermöglicht den Lernenden, ihre eigene Führungsrolle individuell im Sinne der Führungsgrundsätze der Organisation erfolgreich zu gestalten.

Dafür prämiert die Jury des eLearning Journals die Projektpartner Deutsche Bundesbank und Matthias Brockerhoff als Vertreter der involvierten Dienstleister mit dem eLearning AWARD 2018 in der Kategorie „Führungskräftetraining“.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Die Deutsche Bundesbank wollte ein Weiterbildungsformat für ihre bestehenden sowie angehenden Führungskräfte schaffen, das nicht – wie so oft – auf einem reinem Präsenztraining basiert, sondern in Form eines eLearnings umgesetzt wird. Darin sollten den Lernenden nicht nur die theoretischen Grundlagen vermittelt, sondern auch der Transfer in die Praxis ermöglicht werden, um die Lernenden qualitativ hochwertig für ihre Position zu befähigen.

Besonderheiten:

Mit Hilfe des Lernprogramms „Führungskraft werden“ ist es der Deutschen Bundesbank gelungen, die Führungskräfte in ihren benötigten Kompetenzen zu stärken. Dafür müssen sie im Lernprogramm in realitätsnahen Problemsituationen Entscheidungen treffen, Handlungen ausführen sowie Konflikte lösen. Das eLearning ermöglicht es ihnen außerdem, ihre eigene Führungsrolle individuell im Rahmen der Führungsgrundsätze zu gestalten.


Projektpartner

 

Matthias Brockerhoff
Dr. Harald Bender

Stuttgarter Str. 64
D-71229 Leonberg

mb@medic-con.de
www.medic-con.de

 

Deutsche Bundesbank

Mario Stolzenbach
Eva Wördehoff
Manuel Radetz
Anne Gumpert

Deutsche Bundesbank
Wilhelm-Epstein-Str. 14
D-60431 Frankfurt/Main

www.bundesbank.de